Chronik
Abergläubischer können unsere Alt-Rahlstedter Gründungsväter nicht gewesen sein, denn es waren ausgerechnet 13, die sich am 14. Mai 1906 zusammentaten, um den Schützenverein zu gründen. Außerdem müssen sie gut betucht gewesen sein, da in kurzer Zeit mit viel Spendenfreudigkeit, Ehrgeiz und praktischer Arbeit Großes erreicht wurde. So konnte schon gleich im Gründungsjahr ein König gekürt werden.
Unsere jetzt alte Traditionsfahne wurde zu der Zeit gefertigt und 1908 feierlich eingeweiht. Zudem wurde ein Gelände erworben (früher rund 1½ km außerhalb der Ortschaft), auf dem eine Schützenhalle mit zuerst 2 x 175 m Ständen entstand, die im Jahre 1910 eingeweiht wurde.
Bereits drei Jahre später war die Anlage mit 12 Schießständen à 175 m ausgestattet. Ende der 20er Jahre kamen dann 4 KK-Stände à 50 m hinzu.
Im Jahre 1908 begann, noch unter dem alten Namen „Schützenverein Altrahlstedt und Umgegend von 1906 e.V.“, die Mitgliedschaft im Deutschen Schützenbund. Mit der Schaffung der stormanschen Großgemeinde Rahlstedt am 01. Juli 1927 wurde im Vereinsnamen die Ortsbezeichnung Alt-Rahlstedt in Rahlstedt geändert. Eine weitere Änderung gab es dann nach dem 2. Weltkrieg, wobei aus Umgegend „Umgebung“ gemacht wurde. Das ursprüngliche Vereinsemblem wurde zudem zweimal (1956 und 1966) bis zum heutigen Ärmelzeichen geändert.
Nachdem der 9. Schützenkönig im Jahre 1914 in sein Amt eingeführt worden war, brach der 1. Weltkrieg aus und verhinderte damit alle weiteren Aktivitäten. Erst nachdem die noch aus dem Felde zurückgekehrten Schützenbrüder sich 1919 wieder zusammenfanden, konnte ein geregeltes Vereinsleben beginnen. Die Ebbe in der Vereinskasse erforderte dann leider den Verkauf des Schützenhofes. Damit blieb der Schützenverein nur Pächter der Schießstände. Der neue Eigentümer baute eine Hälfte der ursprünglichen Schützenhalle zu einer beliebten Gaststätte um.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 wurden die Schützenfeste entsprechend der Vereinssatzung zur Pflege des Schießsportes und der Geselligkeit unter großer Beteiligung anderer Vereine und der Bevölkerung durchgeführt. Die Schützenfeste in Rahlstedt waren bis zur Eingemeindung der Großgemeinde Rahlstedt in die Freie und Hansestadt Hamburg gleichzeitig große Volksfeste.
In den Kriegsjahren wurde bis 1943 vereinsmäßig nur noch um die Königswürde geschossen. In den Bombennächten Ende Juli/Anfang August 1943 wurden die Schießstände bei ungezielten bzw. Notabwürfen erheblich beschädigt, sodass eine weitere Nutzung nicht mehr möglich war. Kurz vor dem Krieg wurde in den Jahren 1938/39 eine Damen-Abteilung im Rahlstedter Schützenverein gegründet. Von den Königinnen, die sich bis zum Ende noch mit einer Kette schmücken konnten, sind nur noch zwei über Fotos namentlich nachweisbar. Nach Kriegsende 1945 wurden die Vereine durch die englische Militärregierung vorerst verboten, und es wurden sämtliche Waffen eingezogen.
Durch einen Artikel in der Heimatpresse angeregt, trafen sich ehemalige Schützen zur Wiedergründung am 23. Juli 1952. Fahne und Königskette wurden herbeigeschafft, sowie die stark beschädigten Schießstände durch den Verkauf von Anteilsscheinen und sehr viel Selbsthilfe abschnittsweise wieder benutzbar gemacht. Es wurden nur noch männliche Bewerber aufgenommen. Das erste Schützenfest nach der Wiedergründung fand 1953 statt. Durch eine besonders, aus heutiger Sicht weitreichende Entscheidung, konnte der Schützenhof ab 1954 zurückgekauft werden.
Da nach der Wiedergründung das sportliche Schießen innerhalb des Vereins einen höheren Stellenwert bekam, wurde der Vereinsmeister im Dreistellungskampf ermittelt. Einen weiteren Aufschwung genoss das sportliche Schießen dann durch die ab 1956 stattfindenden Landesmeisterschaften. Es entstand in Rahlstedt eine weit über die Grenzen des Landesverbandes hinaus bekannte und erfolgreiche Sportschützen-Gruppe.
1965 erfolgte der Übertritt aus dem Schützenkreis Stormarn in den zum Schützenverband Hamburg und Umgegend gehörenden Schützenkreis Sachsenwald. Es folgte im Februar 1971 der Vereinsbeitritt in den Hamburger Sportbund e.V..
Im Jahre 1966 wurde der alte Schützenhof verkauft und auf einer Restfläche der neue Schützenhof errichtet. Dabei entstand eine der ersten 50 m Schießhallen in Deutschland. Nach Einweihung der 16 Schießstände im Jahre 1967 wurde neben dem normalen Vereinsbetrieb für die Kleinkaliberdisziplinen überregional ein jährlich stattfindendes sogenanntes „Winterschießen“ angeboten. Es reisten bis weit in die 80er Jahre in jedem Februar viele Mannschaften aus dem norddeutschen Bereich zwischen Flensburg, Hannover und Münster an, um sich in der Halle unter Wettkampfbedingungen zu vergleichen. Dabei waren Olympiasieger, Europa- und viele Deutsche Meister. Durch die guten örtlichen Verhältnisse, konnten im Spitzenbereich mehrfach Ergebnisse erzielt werden, die sogar deutsche Bestleistung erreichten.
In den 60er bis 80er Jahren errangen Rahlstedter Sportschützen in den Langwaffendisziplinen der Einzel- und Mannschaftswettbewerbe viele Hamburger Meistertitel sowie vordere Plätze. Die Sportschützen schafften als Mannschaft und Einzelschützen im Mehrfach die Fahrkarte zu den Deutschen Meisterschaften. Gerd Hartmann kam in die deutsche Auswahl.
Neben vielen freundschaftlichen und sportlichen Verbindungen zu Vereinen unseres Verbandes sowie einer Partnerschaft zum Jenfelder Schützenverein waren folgende Verbindungen von besonderer Bedeutung:
- Ab 1962: jährlich wechselnder Wettkampf mit den schwedischen Sportschützen aus Malmö
- Ab 1960: Freundschaft zur Grömitzer Bürgergilde, mit der mehrmals jährlich zu besonderen Anlässen gesellige Treffen stattfanden
- Ab 1989: jährlich wechselnde Schießwettbewerbe mit den Kappelner Schützen
Seit 1989 wurden auch Schützenschwestern aufgenommen, die sich zu einer kleinen, aber wettkampfstarken Gruppe entwickelten.
In unserer Schießhalle wurden 1988 für den 25 m Bereich der KK-Sportpistole jeweils 5 Stände für Präzision- Duellbetrieb hergerichtet. Damit konnten unsere Kurzwaffenschützen ihren Trainingsbetrieb von der Berner Au nach Rahlstedt verlegen. Der Mittwoch wurde ihr Tag.
Um auch anderen am Schießsport interessierten Mitbewohnern unseres Stadtteils eine Möglichkeit zu eröffnen, wurde 1989 ein jeweils Anfang Januar stattfindendes sogenanntes „Rahlstedter Wanderpokalschießen für Vereine, Verbände und Institutionen“ ins Leben gerufen. Wir nennen es heute unser „Neujahrsschießen“.
Es nehmen zahlreiche Mannschaften und Einzelpersonen aus den Bereichen der militärischen Reservisten- sowie Sport- und Freizeitvereinigungen, den politischen Parteien, der Polizei und den Behörden teil.
Im Jahre 2000 wurde mit der Planung eines Schießstandanbaus für 10 vollelektronische Luftgewehrständen begonnen, dessen Bau und Fertigstellung im Jahre 2001 gefeiert werden konnte. Seit Inbetriebnahme fanden auf der neuen Anlage neben dem Trainingsbetrieb auch Runden- und Landesligawettkämpfe sowie Kreismeisterschaften statt.
Auch im Jahr 2000 entstand eine kleine, sehr aktive Sportgruppe, die im Zusammenhang mit mittleren Laufstrecken und entsprechenden Schießeinlagen den Sommerbiathlon recht erfolgreich betrieb. Sie nahmen an öffentlichen Laufwettbewerben teil und konnte sich wiederholt für die Teilnahme am Deutschland-Cup und den Deutschen Meisterschaften qualifizieren.
Ein besonders herzlicher Dank gilt unsrem Schützenbruder Ulf Lorenz, der die historischen Ereignisse der ersten 100 Jahre zusammengetragen und niedergeschrieben hat.